Harvest -- Years Of Defiance. Years Of Disgust. 7"

In diesem Post findet ihr den zweiten Teil meiner 7"-Quatschrunde mit 279. Dieses Mal geht es um die letzte Harvest 7".

Trustkill hab ich persönlich zuerst als Fanzine kennengelernt: Großformatige Fotos, geiler Druck, coole Interviews und inhaltlich etwas schwachbrüstige Artikel ... das Zeug, auf das die Mittelschicht-Kids mit ihren Krishna-Ketten, Baggy-Pants und blond gefärbten Haaren in den Neunzigern eben standen. Auch die ersten Veröffentlichungen auf dem später gegründeten Trustkill Records fand ich goil: Shenoem, Despair, Brother's Keeper, Endeavor und natürlich die übermächtigen Harvest. Irgendwann Ende der Neunziger konnte ich mit Trustkill aber nichts mehr abgewinnen, weil ich der Meinung war, dass Pearl Jam doch coolere Songs als Turmoil schrieben. Heute habe ich Playlists mit beiden Bands auf meinem iPod, hahaha.

Nach der Auflösung von Harvest im Jahr 2001 meldet sich die Band nun mit einer Single auf Good Fight Records (The Chariot, Madball etc.) wieder zurück. Die Songs sind zwar nicht alle neu -- neben zwei Neukompositionen findet sich auch der nicht veröffentlichte 99er Track "Torture Inhibition" und eine neue Version des bereits verbratenen "Soul Burn" auf der Single. Trotzdem Leute, es sieht mir ganz nach einem Comeback aus, verdammt noch mal!

Label: Good Fight Records
Extra: Einen langweiligen Song
Note: "Aber, die Alten Sachen sind besser."


  • Ich: Das is praktisch 'ne neue Single von den Harvest, die mal auf Second Nature waren?
  • 279: Jo, aber Harvest waren nich auf Second Nature, sondern auf Trustkill.
  • Ich: Ah, okay.
  • 279: Ein Song, nämlich dieses "Torture Inhibition", hat lustigerweise den gleichen Namen wie eine Mini-CD von Dave Walkers Harvest-Nachfolgeband.
  • Ich: Wer zum Teufel ist Dave Walker?
  • 279: Der Sänger?!
  • Ich: Alta, wat weiß ich denn, wie der Sänger von denen hieß!
  • 279: Okay, ich mach mal an die Scheibe.
  • Ich: Zeig ma das Cover.
  • 279: Hier.
  • Ich: Und warum sind die jetzt wieder zusammen? Die haben auch bloß die Single gemacht und sonst nix?
  • 279: Genau, die Single ist jetzt raus und Shows haben sie auch schon gespielt. Außerdem machen die gerade ne LP und wollen die Reunion-Sache etwas ernsthafter angehen.
  • Ich: Cool. Sag ma, sind das sechs Songs hier oder was?
  • 279: Vier sind da drauf. Jede Seite hat da einen extra Namen. Ich finde es aber sehr geil. Typisch Harvest eigentlich ... mit so einem moderneren Soundgewand, aber ansonsten so wie immer.
  • Ich: Was zeichnet Harvest für dich aus? Typischer Neunziger-Midtempo-Mosh eigentlich, oder?
  • 279: Ja, genau. Aggressiv und angepisst und hin und wieder auch so ne düstere Kante drinnen. Wenn ich mich an die LP erinnere, war das schon mörderbrutaler Midtempo-Mosh. Aber klar, was heisst heute schon noch "brutal"?
  • Ich: Sicher, heute is nix mehr wirklich brutal. Aber damals war das schon von den Gitarren her ne andere Liga, oder?
  • 279: Auf jeden. Fette Metalgitarren, angepisste tiefe Stimme und alles zermalmender Grooves.
  • Ich: Sag ma, was'n das für ein Label? Kennst du das?
  • 279: Good Fight Records ... keine Ahnung. Aber Strichcode is drauf. Na ja ... aber New Age hatten ja dann auch Strichcodes, hahaha.
  • Ich: Jo. Sag ma, und Harvest, die haben sich dann irgendwann aufgelöst?
  • 279: Genau, und zwar haben die 2000 ihre letzte Show gespielt. Dann haben die aber andere Bands gemacht. Der Sänger hatte eine Combo namens Seasons Of Fire. Die hatten zwei Mini-CDs, und das war auch eine sträflich unterbewertete Band meiner Meinung nach. Ich find die richtig, richtig gut. Von der Musik war das auch wie alte Harvest. Ein bisschen eingängiger, ein bisschen mehr Metal manchmal, aber ohne überproduziert zu sein. Und dazu natürlich seine Stimme, die man unter 50 oder 100 anderen Stimmen raushört. Der Dan Zimmerman von Harvest war ja dann bei The Hope Conspiracy und hat danach eine Band gemacht namens Burdens. Das ist auch so heftiger Midtempo-Mosh mit chaotischen Anflügen, aber die sind ziemlich unbekannt geblieben. Von den anderen Bandmitgliedern weiß ich nichts weiter.
  • Ich: Ja, Cover würd ich sagen, nich so geil. Keine Texte dabei ...
  • 279: Nein, nich so geil. Ein bisschen lieblos, find ich schon, ja.
  • Ich: Farbiges Vinyl?
  • 279: Ja, clear Vinyl. Aber is ja jetzt immer. Echt langweilig. Ich meine, wer braucht Pressungen mit fünf verschiedenen Farben, bitte schön?
  • Ich: Schulnote von 1 bis 6?
  • 279: Wenn ich den einen langweiligen Song mal weglasse, dann ...
  • Ich: Ne, ne, ne. Es geht um die ganze Platte, nicht um einzelne Songs.
  • 279: Okay, die A-Seite is aber besser. Bei vier Songs einen nich so guten dabei zu haben is okay. Ich würde dem Teil 'ne 2 geben, aber das is nur die Musik, das Cover lasse ich mal außen vor.
  • Ich: Aber 'ner alten Harvest-Scheibe würdest du doch ne 1 geben, oda?
  • 279: Das is richtig. Hmmm ...
  • Ich: Was ich da raushöre is so: "Single is okay. Schön. dass sie wieder da sind. Aber, die Alten Sachen sind besser."
  • 279: Definitiv! Definitiv sind die alten Sachen besser! Ich muss ganz ehrlich sagen, dass keine dieser Reunion-Bands aus den Neunzigern was gerissen hat. Außer 108 natürlich. Die haben ihre alten Sachen übertroffen.

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Harvest -- Years Of Defiance. Years Of Disgust. 7" (Good Fight Music), 2011