Ceremony -- Hysteria 7"

Für zwei Punkrocksongs auf einer schwarzfarbigen Single ohne Downloadcode oder besonders tolles Cover sechs Euro und neunzig Cent abzudrücken, ist mittlerweile ziemlich normal geworden. Obwohl auch ich mit der Zeit relativ abgestumpft in Bezug auf überzogene Plattenpreise geworden bin, muss es schon die Single einer -- für mich persönlich -- "besonderen Band" sein, damit ich derartige Preise bezahle.
Mein letzter Kauf der Kategorie "Eigentlich total bescheuert, für ein Stück Plastik mit dreieinhalb Minuten Musik Geld auszugeben, aber ich muss diese Platte einfach haben!" war die Hysteria 7" von Ceremony ...

Hintergrundinfos zu Ceremony erspare ich mir an dieser Stelle. Wer diese Band immer noch nicht kennt und abkultet, liest wahrscheinlich Brigitte, hört Unheilig und isst kleine Kinder (oder schlimmer noch: sogar Fleisch) und muss im Grunde ein durch und durch verkommenes Individuum, ein ausgemachter Lump sein. Über die Musik auf der Hysteria 7" möchte ich eigentlich auch nichts schreiben. Sie ist unspektakulär großartig. Ceremony halt. Allerdings auch ein verdammt kurzes Vergnügen: Der Titeltrack ist zweieinhalb, der Urinals-Coversong auf der B-Seite gerade mal eine Minute lang. Daher lautet meine Empfehlung: Spart euch die sechs neunzig und verzichtet ausnahmsweise mal auf den Mist, den ihr euch diesen Monat beim Dealer eures Vertrauens zulegen wolltet und investiert stattdessen in die neue Ceremony LP namens Zoo. Die ist zwar auch teuer (Matador Records halt), und kommt ohne tolles Cover und/oder Downloadcode, bietet dafür aber zwölf herrlich durchgeknallte Punkrocksongs, die kaum moshpit-kompatibel dafür aber -- Gott sei Dank! -- verdammt tanzbar sind.

Label: Matador Records
Extra: Urinals-Cover
Note: unspektakulär aber sexzellent

Um euch kurz die Großartigkeit dieses Albums klarzumachen folgende Anekdote: Neulich rief mich seit Ewigkeiten mal wieder mein Homie Kloppi an. Wie zu erwarten, wollte er was. Ein Ticket für Unbroken, um genau zu sein. Nachdem er seine Bitte vorgetragen hatte und die Smalltalkthemen erschöpft waren, meinte er dann völlig kontextfrei: "Übrigens, die neue Ceremony ist hervorragend! Für mich DIE Platte des Frühjahrs 2012!" ... und legte auf. Dazu muss man wissen, dass Kloppi einen sehr spezifischen Musikgeschmack hat (Kein Wunder, der Mann wohnt in Magdeburg!) und eigentlich nur einmal in zehn Jahren eine Platte "hervorragend" oder "vollgeil" findet. Kurz gesagt: wenn Kloppi ungefragt meint, die Platte sei sexzellent, dann ist sie verdammt noch mal auch sexzellent! Nuff said, würde ich denken.


---------------
Ceremony -- Hysteria 7" (Matador Records), 2012