Converge / Napalm Death -- Split 7"

Man, was habe ich mich nach dieser Single verzehrt! Green Hell hat mich original drei Wochen warten lassen. Is halt immer noch so wie früher: Erst alles in den Katalog reinschreiben und dann auf Nachfrage mitteilen, dass "einige Platten aus deiner Bestellung leider noch nicht veröffentlicht" sind. Aber gut, in diesem Fall hat sich das Warten echt gelohnt: Zumindest die Converge-Seite ist allererste Vegansahne!

Ich mag die Briten von Napalm Death eigentlich ganz gerne, kann mir ihre Musik aber nicht wirklich oft anhören. Früher war das anders. Kurz nach der Wende bin ich mit meinen Eltern oft in den Westen gefahren. Nach Helmstedt. Westsachen einkaufen. Ganz toll. Irgendwann hab ich mich auf einem dieser Trips in so einen CD-Laden geschlichen, um mir was für meine paar Westmärker zu kaufen. Ich hatte zu der Zeit keine Ahnung von gar nix und kannte nur Bandnamen aus der Visions -- damals noch ein recht vernünftiges Magazin -- und von Mixtapes. Auf jeden Fall kramte ich in dem Landen die CD-Regale durch und hielt irgendwann drei Scheiben in den Händen: Mudhoney, Sonic Youth und Napalm Death. Die Entscheidung fiel recht fix: Mudhoney war Grunge, ergo Scheiße, und Sonic Youth hatte ich bereits auf Tape. Übrig blieb die Harmony Corruption von Napalm Death: herrlich fieses Cover und die brutalste Mucke, die ich je gehört hatte. Genau das Richtige mit dreizehn. Ich hab Napalm Death dann noch ein paar Alben lang die Treue gehalten, aber irgendwann war dann auch mal gut mit dem Grindcore-Gerülpse.

Jetzt begegne ich den Anarcho-Punks aus Birmingham nach vielen Jahren also auf dieser Split-Single wieder. Der erste Song heißt "Will By Mouth" und zeigt in 1'26, dass die Herren immer noch richtig hinlangen können: Blastbeats ohne Ende, heavy-aber-doch-punkige Gitarrensalven und obendrauf das Gurgeln-Slash-Rülpsen von Barney. Sehr schön. Beim zweiten Song machen die Veteranen dann gleich drei Sachen, die sie sonst nicht machen: "No Impediment To Triumph" ist ein langsamer, rhythmisch vertrackter Song mit melodischer Gitarrenarbeit. Würde nicht Napalm Death draufstehen, hätte ich's nicht erkannt. Für Diehard-Fans sicherlich ein Graus. Hervorragend aber: das Thema der Lyrics!


Converge starten mit "No Light Escapes" -- einem Stück, das aus der Aufnahmesession für ihre neue LP All We Love We Leave Behind stammt und in 53 Sekunden klarstellt, wer die Herren im Ring sind. Oh Gott, wie ich diese Intensität, diese Raserei, dieses vermeintliche Chaos, das doch so aufgeräumt und wohldurchdacht ist, liebe! Ein Song -- wie sollte es bei Bannon anders sein -- über Liebe, Leben und Tod. Wunderschön und auch wunderschön hässlich. Wenn das eine Vorschau auf die neue LP ist, dürfen wir uns auf ein Hammeralbum gefasst machen, Leute! Zweiter Song hier ist ein Entombed-Cover, nämlich "Wolverine Blues", bei dem Bannon von Lindberg (Disfear, At The Gates), Turner (Isis), Baker (The Hope Conspiracy) und Izzi (Trap Them) Unterstützung erhält. Ein wenig Schade ist, dass das Stück musikalisch nicht wirklich in Converge-Manier verwurstet, sondern eher eins zu eins nachgespielt wurde. Trotzdem hervorragend als Soundtrack für die nächste Strafexpedition in den Weitlingkiez tauglich.

Wie schon bei der Converge / Drop Dead Split 7" ist auf dem Cover eine nackte Frau mit Engelsflügeln zu sehen. Klar, es stellt sich langsam ein Serieneffekt ein, aber etwas langweilig find ich das immer noch. Ich habe gelbes Vinyl abbekommen (eins von 2.043 Exemplaren) -- but who cares?! Fazit: Für Converge-Fanatiker wie mich eine 53 Sekunden lange Offenbarung mit ein paar netten Gimmicks drum herum. Für alle anderen ein Stück Plastik mit sechs Minuten Krach drauf. Genau so soll's auch sein!

Label: DIY-Release der Bands
Extra: Wieder 'ne nackte Frau aufm Cover. Dieses Mal hält sie aber die Hand davor.
Note: Eine 53 Sekunden lange Offenbarung

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Converge / Napalm Death -- Split 7" (Self-released), 2012