Mean Season -- Bleed To Me 7"

Diese Single ist mittlerweile fast 20 (in Worten: zwanzig!!!) Jahre alt. Ich habe sie mir 1994 auf einer Show von Mean Season und No For An Answer in einem ostdeutschen Kaff namens Haldensleben gekauft, danach jahrelang ohne Ende abgefeiert, irgendwann im neuen Jahrtausend mit dem Rest meiner Plattensammlung verkauft, kürzlich über Spotify wiederentdeckt und gestern zum zweiten Mal in meinem Leben (auf Discogs) gezogen ...

... leider gab's da aber nur die originale Version mit dem farbigen Cover und nicht die mit der Schwarz-Weiß-Kopie, die auf den 94er Euro-Shows als "Limited European Tour Version" vertickt wurde. Ekelhaft, diese Nostalgiekacke, ich sag's euch!

An heutigen Standards gemessen, sind diese drei Songs sicherlich nichts Besonders. Auch damals gab es nur sehr wenige wirkliche Fans. Alle mochten Unbroken, Outspoken, Strain und die ganzen großen Bands auf New Age Records. Ich hingegen liebte einfach nur Mean Season und ihren düsteren Straight-Edge-Emo-Metal, den sie auf der Bleed To Me 7" so formidabel zelebrierten. Als etwas später dann die Grace LP kam, war es vollkommen um mich geschehen: Ich konnte kaum fassen, wie gut diese Band war. Auch heute noch höre ich mir diese Scheibe mindestens einmal die Woche an. Dürfte eine meiner Top-10-All-Time-Favs sein.


Label: New Age Records
Extra: "Never really liked this band, so not played much.", schreibt der Discogs- Seller zum Zustand der Platte, hahahaha.
Note: Definitiv eine der besten und unterbewertetsten Neunziger-Hardcore-Singles überhaupt

Wie ihre Labelkollegen von Unbroken hatten auch Mean Season lyrisch stets die Rasierklinge am Handgelenk und orientierten sich musikalisch ebenfalls eher an Slayer-Riffs und tonnenschweren Mosh-Parts als am konventionellen Hardcore-Punk-Inventar seiner Zeit. Zudem verarbeiteten sie aber noch viele melodische -- und teils mit Akustikgitarre eingespielte -- Parts in ihren Songs, durch welche die ohnehin schon bedrückende Gesamtstimmung ihrer Outputs ins Pechschwarze abrutschte.

Ich glaube übrigens, dass ich Mean Season gerade wegen der einen Sache so sehr mag, wegen der sie viele andere Leute nicht leiden können: Der Gesang von Aaron Kelly. Oft nur ins Mikro hauchend, kann Kelly zwar auch amtlich brüllen, kramt aber immer wieder ziemlich schräge Gesangslinien aus, die man m. E. einfach lieben muss. Ein Bekannter meinte mal: "Der singt so, weil er so singen muss." -- und ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Diese Kombination aus Wahnsinn und Verzweiflung, verpackt in einem für Hardcore-Verhältnisse unkonventionell zerbrechlichen Gesangsstil, erinnert mich ein ums andere Mal an Dave Moore zu Zeiten der For The Love Of The Wounded LP und ein bisschen auch an George Hirsch von den almighty Blacklisted.

Zwanzig Jahre nach ihrer Veröffentlichung ist diese 7" in der Retrospektive definitiv eine der besten und unterbewertetsten Neunziger-Hardcore-Singles überhaupt. Wenn ihr also auf Neunziger-Newschool steht und die Scheibe irgendwo mal in einer Second-Hand-Kiste billig schießen könnt, dann nix wie ran!

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Mean Season -- Bleed To Me 7" (New Age Records), 1993