Patsy O'Hara / Centuries -- Split 7"

Erste Mal hab ich Patsy O'Hara vor drei oder vier Jahren auf'm Konzi irgendwo im Pott gesehen. Gefielen mir auf Anhieb so gut, dass ich mir 'nen Aufnäher gekauft hab. Bei der Unbroken-Reunion-Show in London im Oktober 2010 laberte mich dann der Sänger wegen eben jenem -- mittlerweile auf meinem Ingenieursstudentenkarohemd platzierten -- Patch an, und wir unterhielten uns ganz nett. Wieder zwei Jahre später sehe ich nun eine Split-Single der Ex-Bielefelder mit Centuries im Plattenladen stehen. Ein Zeichen! Prompt kaufe ich mir das Teil und stelle es euch hier vor ...
Die geneigte Leserschaft dürfte mittlerweile meine Einstellung zu Split-Singles kennen, und um es gleich vorwegzunehmen: Sorry, liebe Patsys, aber Centuries sind die Gewinner auf dieser Single! Nicht haushohe, aber doch eindeutige Gewinner.

Patsy O'Hara kommen auf ihrer Seite mit einem 5'20 Minuten langen Stück um die Ecke, das zwar klar in der Tradition ihrer Debüt-LP Deatinteresse auf Per Koro Records steht, aber auch irgendwie eine gewisse "Weiterentwicklung" darstellt. Ihren hymnischen Rock'n'Roll-D-Beat-Modern-Hardcore haben die fünf Herren mittlerweile soweit perfektioniert, dass sie das Ganze nun mit spacig-getragenem Intro und Schweinerock-Gitarrensolos aufpeppen. Ersteres finde ich super, weil es Stimmung bringt und das Potenzial der Band zeigt. Zweiteres braucht kein Mensch.

Centuries bieten auf ihrer Seite drei Songs und sind nicht nur kompakter, sondern irgendwie auch hungriger als Patsy O'Hara. Dunkel-düsterer Fiese-Laune-Hardcore mit Crust-Kante ohne Gitarrensolo-Faxen (aber leider auch ohne die geilen Melodien der Patsys). Dafür gibt's überwiegend im sportlichen Tempo anständig auf die Fresse. Auf LP-Länge können sich das meiner Meinung nach nur abgehärtete Köpi-Gänger anhören, aber im Single-Format taugt es mir außerordentlich. Besonders cool: Die Violinen am Ende von "Dusk".

Eigentlich wollte ich ja ein Interview mit Patsy O'Hara für dieses Review machen, aber irgendwie kam da trotz mehrmaliger Nachfrage nix zurück. Dabei hatte ich mir doch so tolle Fragen ausgedacht:

1. Wie kam es zu eurer Split mit Centuries? Wie läufts bei dem aufstrebendem Superduperlabel This Charming Man?
2. Gibt's Per Koro eigentlich immer noch? Wie lief eure LP da so?
3. Welche ist die bessere Per-Koro-Band -- Carol, Chispa oder Lebensreform?
4. Welche ist die schlechtere Per-Koro-Band -- Degarne, Forced to Decay oder Inane?
5. Was habt ihr demnächst so geplant?
6. Seid ihr eigentlich mehr Punk oder mehr Hardcore?
7. Seid ihr echt tight mit Casper?
8. Was sind eure momentanen Top-Five-HC-///Non-HC-Platten?

Wie gesagt, die Typen haben nicht geantwortet, aber drauf gesch*****! Wer Bock auf ein "echtes" Intie mit den Jungs hat, lese sich das Teil hier im Ox durch.


Label: This Charming Man Records
Extra: Cover ist super dunkel, hätten sie auch gleich komplett in Schwarz drucken können!
Note: Vorgeschmack auf große Taten von Patsy O'Hara. Centuries können nicht mehr viel besser werden als auf dieser Platte.

Unterm Strich eine Split von zwei verheißungsvollen Bands: Von Patsy O'Hara erwarte ich mittlerweile wirklich Großes, da die Jungs über ein unglaubliches Potenzial verfügen. Die Marschrichtung für die nächste Platte sollte klar sein: Ich will Hymen, Motherfuckers. Hymnen! Auch von Centuries würde ich mir auch noch die eine oder andere Single zulegen wollen. Momentan gibt's neben dieser Split hier noch eine mit Homestretch auf Dimlight Records und die Debüt-Single Creation/Extinction. Eigentlich ist der gesamte Output von Centuries im größeren Crust-HC-Kontext gesehen überdurchschnittlich gut. In Noten geprügelter Hass. Überdruss in Zwei-Minuten-Salven. Kill!Everyone!Now!-Modus auf jeder Platte. Genau das hilft mir momentan durch den verf****** Tag.

Präsentiert wird die Chose übrigens von This Charming Man Records ... wie gewohnt High-Quality-Shit. Man darf gespannt sein, mit welchen Granaten uns Chris als nächstes überrascht.

---------------
Patsy O'Hara / Centuries -- Split 7" (This Charming Man Records), 2012