Gestern mit
Lieblingsmensch bei The Notwist. Haus der Berliner Festspiele. Reihe 14, Platz
acht. Theatersitze und Platzanweiserin. Neben mir sitzt Ellinghaus und
whatsapped mit seinem Sohn und dessen Teenie-Gang um die Wette. Selten so
unpunk auf einem Konzert gefühlt, wo Gitarren benutzt werden.
Pünktlich um neun dann
aber The Notwist in voller Pracht: Gewohnt souverän beeindrucken sie mit
Versionen ihrer eigenen Songs. Kommt fast so, als würde da ein DJ The Notwist-Remixe
spielen. Console ganz weit vorn. Nach drei Stücken muss ich aufstehen. Dieses
spastische Mitgewippe auf gepolsterten Theatersitzen geht gar nicht. So stell
ich mich an den Rand, wo ich prompt von der Platzanweiserin verscheucht werde.
Es sei gefährlich vor dem Notausgang zu stehen. „Lady, die Musik ist
wunderschön, aber gefährlich ist hier gar nichts.“
Muss Pausen im Halbstundentakt einlegen und stehe dann für jeweils fünf Minuten bei den
Nikotinopfern vor der Tür. Livekonzert-ADHS – der Fluch einer Generation, die mit
The Locust-Sets aufgewachsen ist. Am Ende war ich viermal draußen und habe „Another
Planet“ entweder verpasst oder nicht geboten bekommen. Bummer. Selbst die ganz
Satten stehen zum Schluss vor ihren Sitzen und schunkeln. Ich weiß nicht so
recht, ob mir das gefällt.
"Anfangs spielten sie ruppigen Rock in der amerikanischen Hardcore-Punk-Tradition. Dann aber entdeckten sie die Wunder der Elektronik und schufen mit dem Laptop-trifft-Indierock-Album „Neon Golden“ im Jahr 2002 eine der wichtigsten deutschen Pop-Platten des Jahrzehnts." (Hört, hört.)
Label: Alien Transistor Records
Extra: Typo beim Namen des Plattenlabels auf dem Cover hab ich noch nie gesehen.
Note: Der Vollständigkeit halber
Beim Rausgehen dann
Single gekauft. Vier Euro. Eine für die Beste, eine für mich. Nach dem Anhören
drängt sich der Gedanke auf: Der Vollständigkeit halber. „Blank Air“ von The
Notwist ist unspektakulär und untief, dafür aber schön. Wenn das Xylophon am
Ende einsetzt, ist allerdings Versöhnung angesagt. Auf der Console-Seite gibt‘s
mit „By This River“ ein Cover, das ich vor 15 Jahren schon mal besser von Three
Mile Pilot gehört hab.