Label: Capitol Records
Extra:
Ein großes aber nie eingelöstetes Versprechen.
Note: Schön harmlos.
Comeback Records am Hermannplatz ist
einer dieser typischen Berliner Second-Hand-Plattenläden: nicht
wirklich gut, nicht wirklich schlecht, aber immer sauteuer. Alle
sechs Monate krame ich da die Singlekisten durch und werde meist auf
ganzer Linie enttäuscht. Vor zwei Jahren hatte mal jemand seine
alten Hardcore/Punk/Indie-Siebener – wahrscheinlich für zehn Cent
das Stück – dort in Zahlung gegeben, sodass ich mit zehn Perlen unterm Arm aus dem Laden
marschierte. Dabei waren Scheiben von Revelation, Victory und Sub Pop Records – ein wahres Fest! Wie gesagt, das war vor zwei Jahren. Seitdem ist Ebbe bei Comeback Records.
Vor zwei Wochen war ich mal wieder da,
und same Story, Alter: Alle Singlekisten durchgeschaut und nichts
gefunden! Nada. Niente. „Das kann verfickt noch mal nicht wahr
sein!“, dachte ich mir. Und weiter: „Ich geh hier nicht raus,
ohne mindestens zwei Singles abzustauben.“ Leichter gesagt, als
getan. Im Dreck nach Diamanten wühlen, macht bekanntlich Spaß.
Denn: Auch wenn du nichts findest, weißt du doch, dass da irgendwo
Diamanten sind und du vielleicht das nächste Mal Glück hast. Da ich
das Angebot des Ladens schon begutachtet hatte, wusste ich
allerdings: Hier. Gibt. Es. Keine. Verdammten. Diamanten!!! Mit viel
Glück würde ich bei Comeback Records wertlose Plastik-Klunker,
Kaugummiautomaten-Style, aus dem Dreck ziehen.
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| Comeback Records: wenige Perlen. |
Nach zehn Minuten lustlosem Digging fiel meine Wahl dann auf die Single
einer Band, die das Phänomen „Plastik-Klunker, Kaugummiautomaten-Style“ ziemlich gut beschreibt: Everclear. Grell
glitzernd und meist neonfarben, ekelhaft harmlos und aufgesetzt, immer irgendwie billig, immer irgendwie fake. So Much For The Afterglow schön
und gut, aber eigentlich was für Leute, die sich ihre Platten im
Karstadt kaufen. Fakes, eben. Eine weitere dieser dauerhaft mittelmäßig erfolgreichen
Majorlabel-Poppunk-Slash-Postgrunge-Bands mit flippig gefärbten
Haaren und bunten Videos. Immer auf der Suche nach dem großen
Hit, den sie aber nie schreiben. Das machen Green Day, Blink 182, The
Offspring, Bush und wie sie alle heißen. Everclear machen einfach nur weiter. Immer, immer
weiter. Besonders ihr Frontmann Art Alexakis, in zwanzig Jahren Everclear das einzige durchgängig in der Combo tätige Bandmitglied, macht weiter, sogar nach der 2005er Privatinsolvenz wegen Steuerschulden in Millionenhöhe
und dem dadurch bedingten Verkauf aller Rechte am Backkatalog seiner Band.
„Heartspark Dollarsign“ ist eine
gefällige Poppunk-Nummer. Glatt poliert, überproduziert,
ungefährlich. MTV-Rock halt, inklusive Trash-Schick und
dieses großen, jeder Note innewohnenden, aber auf ewig unerfüllten Versprechens, das diese Art von Bands überhaupt erst interessant macht: „Wenn wir wollten,
Leute, könnten wir euer All-Time-Lieblingsalbum schreiben!“ All-Time-Lieblingsalbum, my ass! Sie müssen
Geld verdienen, die Everclears dieser Welt. Sollen sie auch ruhig
machen, wenn dabei Plastik-Klunker, Kaugummiautomaten-Style herauskommen, die ab und an
im Radio dudeln und mir beim Autofahren ein Lächeln auf die Lippen
zaubern, weil ich an das große Versprechen denken muss.
Belangloses für die Statistik: 1. Auf
der B-Seite gibt es eine Live-Version von „Loser Makes Good“. 2. Ich
hab die "limitierte" Version in transparentem Vinyl abgegriffen. (Discogs.com sagt, es gibt nur transparent, aber egal!) 3. Statt Inlay oder Textblatt liegt der Single tatsächlich eine
dieser Postkarten bei, mit denen man Fan-Infos bei der Plattenfirma anfordern kann.
Viel interessanter als all das fand ich allerdings den Text des Stücks auf der A-Seite:
Heartspark Dollarsign
Time stops when the whispers blare
The voices drop hard but the eyes still stare
The world resolves into a death's head grin
Because I walk with pride with a black girlfriend
The voices drop hard but the eyes still stare
The world resolves into a death's head grin
Because I walk with pride with a black girlfriend
My mom said not to bring her around
Cause she's black
My Family would put her down
I'll break the white trash ties that bind
Trade a love so pure for a hate so blind
Cause she's black
My Family would put her down
I'll break the white trash ties that bind
Trade a love so pure for a hate so blind
She said - she said
Forget the fact that I don't look like you
She said - she said
You're possessed with a power
Bigger than the pain
Forget the fact that I don't look like you
She said - she said
You're possessed with a power
Bigger than the pain
Time stops when we lie so close
In my room where we share
What no one knows
In my room where we share
What no one knows
From the day that we start
Until the day that we end
I know, I know, I know now
We will never find a place
Where we could just fit in
Me and my black girlfriend
Until the day that we end
I know, I know, I know now
We will never find a place
Where we could just fit in
Me and my black girlfriend
She said - she said
Fend for yourself - you're alone
She said - she said
You are possessed with a power
Bigger than the pain
Fend for yourself - you're alone
She said - she said
You are possessed with a power
Bigger than the pain
A power bigger than the pain
Heartspark Dollarsign
Besinnungsaufsätze dazu bitte an die rechts oben angegebene E-Mail-Adresse. Das folgende Video kann als Interpretationshilfe benutzt werden:
