Sleaford Mods -- Bambi / Scenery 7"

Label: X-Mist Records
: 2013
Erworben: Mailorder, X-Mist.
Extra: Für zu spät Gekommene wie mich gibt es jetzt einen 2015er Re-Release dieser Single. Andersfarbiges Cover und limitiert auf 200 Stück. Yeah!
Note: Allein der Twitter-Account dieser Band lässt mich dahinschmelzen. Auch die sonstigen Verlautbarungen des Duos sind pulitzerpreisverdächtig: "What he needs to do is go out to the garage, get the electric saw, saw his legs off and eat them" (über Alex Turner / Arctic Monkeys). Dazu klassenbewusste Punkmusik, die ich so noch nicht gehört habe. Neun von zehn Punkten, würde ich meinen.

Ja, ja, ja, ich weiß: Der Zug ist abgefahren, die Nummer ist durch. Sleaford Mods, Alter? Das ist doch mittlerweile nix als kalter Kaffee. Ehrlich gesagt, fände ich es gar nicht so schlecht, wenn es so wäre; wenn der Spuk langsam ein Ende hätte, denn der Rummel war grotesk. Alle, aber auch wirklich alle haben sie mitgemacht. Nicht nur Die Zeit und Der Spiegel huldigten den beiden Mittvierzigern aus Nottingham, nein, sogar der Tagesspiegel hypte eine Band, die ob ihrer stupiden Monotonmucke und ihrer Anti-Alles-Attitüde eigentlich unhypebar sein sollte. Nun, willkommen im 21. Jahrhundert, Ladies und Gentlemen, dem Anything-Goes-Zeitalter, in dem sich Feuilleton und Musikgazetten aus lauter Verzweiflung über die Ödnis ihres eigentlichen Betätigungsfelds mittlerweile sogar an Acts festkrallen, deren bloße Existenz eigentlich ein Schlag in ihr Gesicht sein sollte. So weit, so absurd.



Die hier vorgestellte Bambi / Scenery 7" erschien Ende 2013 und wurde Anfang diesen Jahres re-releaset. Zu hören gibt es zwei spröde Lo-Fi-Punk-Smasher mit reimfreien Sprechgesang. Klassisches Sleaford-Mods-Material, würde ich sagen: auf LP-Länge unerträglich, in Drei-Minuten-Dosen einfach nur göttlich.
Besonders bemerkenswert bei dieser Single fand ich die Tatsache, dass sie auf dem deutschen DIY-Label schlechthin -- nämlich X-Mist -- herausgekommen ist, einem Label, das ich das letzte Mal um die Jahrtausendwende im Zusammenhang mit den sexzellenten Releases von KURT wahrgenommen habe. Anlass genug, um Labelchef Armin ein paar Fragen zu stellen ...

Wie läuft X-Mist im Jahr 2015 im Vergleich zu 1995?
Eigentlich kann man das gar nicht vergleichen. 1995 war das noch ein richtig gut gehender Laden, 2015 eher ein Hobby das ein bißchen Geld abwirft ... Aber ganz so schlimm wie vor 2-3 Jahren ist's momentan auch nicht mehr. Es hält sich halt auf einem konstant niedrigen Niveau -- und das ist mir auch ganz recht so.
Hast du zwischenzeitlich mal daran gedacht, den Laden dichtzumachen? Was motiviert dich?
Und ob ich daran gedacht hab, den Laden dichtzumachen! Öfters! Sehr oft sogar! Das ist immer so ein Rauf und Runter der Gefühle, je nachdem wie's läuft. Wobei mit "Laufen" nicht nur X-Mist selbst gemeint ist, sondern die Musik-Szenerie ganz im Allgemeinen. Wenn ich alles doof finde, was aktuell angesagt ist (und das kommt oft vor), dann möcht ich immer wieder den Bettel hinschmeissen. Aber andererseits kommen mir dann ab und zu doch wieder spannende, neue Sachen unter, die zwar (noch) kein Mensch kennt, mich aber faszinieren und das motiviert mich dann auch wieder ...
Wie kam die Sleaford Mods 7" zustande?
Einfach weil ich auf die Band aufmerksam wurde. Zugegebenermaßen mit leichter Verzögerung, denn als mir Schippy aus Köln die Band empfahl (Nochmals herzlichen Dank dafür!), dacht ich zuerst "Mods? Boah, bestimmt so ein Nostalgie-Scheiss ..." aber dann hab ich mich eines Besseren belehren lassen, war über alle Maßen begeistert und hab die Austerity Dogs LPs direkt beim Label bestellt. Durch den Kontakt kam dann die Frage auf vonseiten der Band, ob ich nicht Lust hätte, eine Single zu machen, da sie gerne eine Platte in Deutschland veröffentlichen wollten. War natürlich keine Frage, dass ich das machen wollte.

Inwiefern rechnet sich die Herstellung einer 7" Single eigentlich noch?
Eine Single mit den Sleaford Mods rechnet sich supergut! Dass man damit sogar Geld verdienen kann, hätten allerdings weder ich noch sonst jemand geahnt zu der Zeit als sie rauskam. Ansonsten kann man mit Singles grad mal auf plus/minus null rauskommen, wenn man Glück hat oder genügend "Connections", sie dann bei jedem erdenklichen Mailorder und Vertrieb reinzudrücken. Im Vergleich: ein Mailorder, der mir 30 oder mehr Sleaford Mods-Singles abnimmt, nimmt vielleicht mal 2-3 der neuen Room 101 7", oder gar keine ... und das hat nix mit der Qualität zu tun, sondern einfach nur damit, dass diese Leute sich Room 101 erst gar nicht anhören -- und wo kein "Hype" ist, ist auch kein Bedarf.
Was sind Eure Pläne für 2015?
Erstmal im März die "Froh Zu Sein" Kassette der Familie Hesselbach erstmalig auf Vinyl (als Doppel-LP). Dann mal sehen, ob mir irgendwas Spannendes und Überraschendes über den Weg läuft ... wobei die Familie Hesselbach-Platte eigentlich der perfekte Abschluss für mich wäre: Zeitgleich mit meiner Freundschaft zu der Band, fing damals auch meine aktive Szene-Beteiligung an. Ein Anfang und ein Ende mit Familie Hesselbach wär also rein persönlich eine runde Sache. :)
Bleibt nur zu hoffen, dass die geplante Familie Hesselbach DO-LP nie rauskommt und X-Mist uns noch lange als Label und Mailorder erhalten bleibt. ;-)