Frigid Forms Sell ist mein Milemarker-Album. Davor fand ich sie unausgegoren, danach irgendwie lauwarm. Bis neulich zumindest. "Musikalische Entwicklung" nennt sich das, und die geht natürlich vollkommen in Ordnung, ist allerdings nicht immer leicht verdaubar -- besonders wenn man mal erlebt hat, was Songs wie Frigid Forms Sell You Warmth, Sex Jam One oder Internet Relay Chat in einem wohnzimmergroßen Konzertraum mit 50 Emo-Kids anstellen.
She looked at me
She looked at me
with the biggest brown eyes
and she screamed at me ...
Wahnsinn.
Ich glaub es war in Halle, in einem Laden namens G.I.G. oder so, kurz nach der Jahrtausendwende: Frigid Forms Sell war gerade draußen, und Milemarker spielten zusammen mit Die Kosmo Gesellschaft (oder hießen sie da schon Das Sex?). Der Club war so klein, dass ich mich zum Plattenverkaufen draußen auf dem Gehweg stellen musste und so die halbe Show verpasste. Irgendwann kam Roby, die Keyboarderin/Sängerin von Milemarker, raus, schaute unsere Kisten durch und meinte, sie hätte Interesse an einer 7" Single. Ich weiß nicht mehr ganz genau, was es war -- Chino Horde, Current, Moss Icon, irgend so etwas in der Art jedenfalls. Ich fragte sie, was das heißen soll, sie hätte Interesse, worauf sie mir antwortete, sie würde die Single gern haben, aber ungern Geld dafür ausgeben. Ich hatte Milemarker schon ein paar Mal auf dieser Tour gesehen, aber jedes Mal den Song Signal Froze vermisst, den ich ziemlich geil fand. Und so bot ich Roby einen Deal an: Milemarker spielen bei dieser Show Signal Froze, und sie kriegt im Tausch dafür die Single. Sie war nicht ganz happy, ging aber drauf ein. Als ich mir später am Abend das Set von Milemarker ansah, spielten sie tatsächlich Signal Froze, aber irgendwie stach der Song heraus: Kann sein, dass nur ich es so empfand, aber er passte nicht so recht zum übrigen Material, war zu straight, zu glatt, zu melodisch für den krachig-dissonanten Ruckl-Zuckl-Emo der Band.
Zu straight? Zu glatt? Zu melodisch? Das wäre heute kein Thema mehr, denn drei Alben, eine ewig lange Auszeit und 16 Jahre später sind Milemarker mittlerweile eine Band, die gefühlt alles machen kann und dabei fast immer sexy rüberkommt.
Nachdem ich die Conditional Love / Recognition 7" bei Dodo Beach Records entdeckt und anfangs als lahmarschiges Indie-Geklimper mit Artsy-Fartsy-Kante abgestempelt hatte, läuft ihre neue LP jetzt bei mir in Dauerschleife. Overseas heißt das Prachtstück. Klar mag es im Vergleich zu Frigid Forms Sell ein Album voll lahmarschigem Indie-Geklimper mit Artsy-Fartsy-Kante sein. Aber es ist auch eine verdammt, verdammt geile Platte!
and she screamed at me ...
Wahnsinn.
Ich glaub es war in Halle, in einem Laden namens G.I.G. oder so, kurz nach der Jahrtausendwende: Frigid Forms Sell war gerade draußen, und Milemarker spielten zusammen mit Die Kosmo Gesellschaft (oder hießen sie da schon Das Sex?). Der Club war so klein, dass ich mich zum Plattenverkaufen draußen auf dem Gehweg stellen musste und so die halbe Show verpasste. Irgendwann kam Roby, die Keyboarderin/Sängerin von Milemarker, raus, schaute unsere Kisten durch und meinte, sie hätte Interesse an einer 7" Single. Ich weiß nicht mehr ganz genau, was es war -- Chino Horde, Current, Moss Icon, irgend so etwas in der Art jedenfalls. Ich fragte sie, was das heißen soll, sie hätte Interesse, worauf sie mir antwortete, sie würde die Single gern haben, aber ungern Geld dafür ausgeben. Ich hatte Milemarker schon ein paar Mal auf dieser Tour gesehen, aber jedes Mal den Song Signal Froze vermisst, den ich ziemlich geil fand. Und so bot ich Roby einen Deal an: Milemarker spielen bei dieser Show Signal Froze, und sie kriegt im Tausch dafür die Single. Sie war nicht ganz happy, ging aber drauf ein. Als ich mir später am Abend das Set von Milemarker ansah, spielten sie tatsächlich Signal Froze, aber irgendwie stach der Song heraus: Kann sein, dass nur ich es so empfand, aber er passte nicht so recht zum übrigen Material, war zu straight, zu glatt, zu melodisch für den krachig-dissonanten Ruckl-Zuckl-Emo der Band.
Zu straight? Zu glatt? Zu melodisch? Das wäre heute kein Thema mehr, denn drei Alben, eine ewig lange Auszeit und 16 Jahre später sind Milemarker mittlerweile eine Band, die gefühlt alles machen kann und dabei fast immer sexy rüberkommt.
Nachdem ich die Conditional Love / Recognition 7" bei Dodo Beach Records entdeckt und anfangs als lahmarschiges Indie-Geklimper mit Artsy-Fartsy-Kante abgestempelt hatte, läuft ihre neue LP jetzt bei mir in Dauerschleife. Overseas heißt das Prachtstück. Klar mag es im Vergleich zu Frigid Forms Sell ein Album voll lahmarschigem Indie-Geklimper mit Artsy-Fartsy-Kante sein. Aber es ist auch eine verdammt, verdammt geile Platte!
Dramatisch, melodisch, tanzbar, oft psychedelisch und auch mal experimentell kommt Overseas daher ... und wird dabei von der für Milemarker typischen Retro-SciFi-Soundästethik zusammengehalten, die sich immer ein bisschen wie ein in Noten gegossener Science-Fiction-Streifen aus den Sechzigern anhört.